Kategorien
Sport

Von Nassau auf den Großen Feldberg

Gestern war ich zum zweiten Mal im Rahmen der 7 Summits Of Nassauer Land unterwegs. Gestartet wurde wie üblich in Nassau an der Lahn und das Ziel war an diesem Tag der Große Feldberg.

80km von Nassau auf den Großen Feldberg. Details bei Strava.

Durch den abschließenden Anstieg hoch auf den Gipfel sicherlich die Königsetappe der Challenge.

Im Radsport nennt man das wohl Bergankunft. 🙂

Um etwas Zeit zu sparen bin ich dieses Mal nicht mit dem Zug, sondern mit dem Auto nach Nassau gefahren. Unten an der Lahn geparkt und dann locker hoch zur Burg Nassau gelaufen, dem Startpunkt jeder der vier Etappen.

Um 5:59 Uhr ging es oben an der Burg los, zunächst den gleichen Weg wieder hinab und dann aber nicht über die Lahn, sondern in Richtung Nassauer Berg.

Der Nassauer Berg von der Lahnbrücke in Nassau aus fotografiert.

Im Zickzack geht es also steil hoch auf den Berg. Die ersten Sonnenstrahlen brechen durch den Wald und ich bin froh, dass ich so früh gestartet bin. Mir ist jetzt schon klar, dass das ein warmer Tag werden wird.

War es 30min zuvor noch wirklich frisch, beginne ich schon langsam an zu schwitzen. Also die dünne Jacke weggepackt und das tolle Panorama von hier oben genossen. Ich habe keinen Zeitdruck.

Blick auf Nassau vom Gleitschirmstartplatz aus gesehen. Links die Burg Nassau.

Direkt unterhalb des Sendemastes ist ein Startplatz für Gleitschirmflieger. Oben angekommen geht es dann durch Felder. Die Sonne ist hier oben bereits aufgegangen, das Lahntal selbst liegt noch im Schatten. Es geht zunächst oben über den Bergrücken (hier nimmt man nebenbei noch den Berggipfel mit) und dann relativ steil und schottrig wieder bergab ins Tal, um auf dem asphaltierten Radweg in Richtung Kloster Arnstein zu laufen.

Dort angekommen beginnt ein etwa 13km langer, wirklich toller Streckenabschnitt entlang des Dörsbachs bis nach Katzenelnbogen.

Die Sonne lässt sich nur ab und an mal blicken, ansonsten läuft man wunderschön schattig über feinste Singletrails dem Bach folgend nach Süden. Die Strecke verläuft entgegengesetzt der Route des Ultramarathons Grauer Kopf. Den bin ich zwar noch nicht gelaufen, aber ich habe mich zur Rubberduck-Challenge angemeldet, so dass ich die Runde ab Holzhausen im Juni wohl noch ablaufen werde.

Kurz vor der Neubäckersmühle ist der Weg dann kurzzeitig von einem Baum versperrt. Das ist eigentlich kein Problem, da man gut durch ihn hindurch gehen kann, nur war ich abgelenkt und hatte Glück, dass ich nicht volle Kanne hinein gelaufen bin. Ups.

An der Mühle selbst dann knallhart verlaufen. Die Route falsch abgelesen und über das Privatgelände gelaufen. Erst als ich wieder unten war habe ich es gemerkt, also außen rum zurück zum Punkt, an dem ich die offizielle Strecke verlassen habe und dann auf gleichem Wege wieder zurück. Jeder Meter und Höhenmeter zählt. Kann man nichts machen. 🙂

Es gibt mehrere Sagen im Bezug auf die Entstehung des Namens des Jammertals.

Weiter geht es entlang des Bachs an immer mehr Mühlen vorbei. Wirklich klasse. Ausgeschildert ist der Weg als Dörsbach Mühlenwanderweg. Sicherlich auch bei heißen Temperaturen gut begehbar, wenngleich es sich nicht um einen Rundweg handelt.

Kurz hinter der Neuwagenmühle habe ich dann das zweite Mal ganz kurz verlaufen, da ich den Abzweig nicht gefunden habe. Also ein paar zusätzliche Meter und Höhenmeter den Fahrweg hinauf bis ich gemerkt habe, dass das nicht sein kann. Beim Weg hinab hat man den Abzweig dann gesehen.

Versteckte Abzweigung kurz nach der Neuwagenmühle.

Zunächst muss man etwas kraxeln, danach geht es wunderschön weiter am Bach entlang. Klasse.

Irgendwann spukt einen das Tal dann aus und kurz darauf ist Katzenelnbogen dann auch erreicht. Woher der Name Katzenelnbogen ursprünglich stammt ist übrigens noch nicht endgültig erforscht. Interessant.

Ab hier ändert sich im Prinzip alles. War ich bislang in Schutz des Dörsbachtals unterwegs komme ich jetzt erstmals auf freie Felder. Es ist noch früh am Vormittag, aber die Sonne brennt schon jetzt. Ich entscheide zwei Dinge:

  1. Versuche so schnell wie möglich die Passagen zu passieren, die keinen Schatten bieten.
  2. Mach mehr Pausen, als du eigentlich vor hattest.

Ich ahne schon, dass das heute ganz übel ausgehen kann. Meine Beine haben sich von Beginn an nicht so wirklich optimal angefühlt. Vielleicht die Vorbelastung vom Wochenende? Wer weiß. Egal.

Kurz nach Katzenelnbogen bei Kilometer 30 mache ich meine erste Pause und nehme mein zweites Frühstück zu mir. Natürlich habe ich mich auch bis dahin bereits verpflegt, aber es tut gut.

Nach kurzer Rast geht es weiter. Ich brauche etwas, um wieder in Schwung zu kommen, aber dann läuft es eigentlich wieder recht rund.

Die Sonne deutet jetzt schon an, was sie am frühen Nachmittag noch zu leisten im Stande sein wird. Mir wird immer heißer und meine Wasservorräte schwinden schneller als ich dachte.

Ganz hinten in der Bildmitte sieht man den Großen Feldberg. Noch 45km von hier aus.

In Kettenbach gibt es die Möglichkeit sich zu versorgen. Mehrere Discounter und ein Dönerladen sind im Angebot (beachtet, dass der Rewe, der bei Google Maps neben dem Lidl gelistet ist geschlossen hat und irgendwohin umgezogen ist). Ich hatte mir im Vorfeld bereits den Dönerladen (Havvana-Döner) herausgepickt. Dort kaufe ich mir 1,5 Liter Wasser und eine Cola. Ein großer Teil meiner ursprünglichen drei Liter Wasservorrat ist zu diesem Zeitpunkt bereits aufgebraucht gewesen.

Ich habe meinen Lauf wieder mit raceday.me getracked. Leider ist das Tracking bei dieser Pause abgebrochen und ich war nicht in der Lage es neu zu starten. Schade. Ansonsten ist die App nämlich wirklich klasse.

Aus Kettenbach heraus geht es natürlich erstmal wieder bergan und dann über die Felder vorbei am Flugplatz von Aarbergen-Michelbach.

Wenn ich die Bilder sehe, spüre ich die Sonne. Und so war es im Prinzip auch. Die Sonne brutzelte auf meinem Kopf.

Etwa die Hälfte der Strecke hatte ich an dieser Stelle absolviert, aber da ich wusste, was noch auf mich zukommt, war ich zwar noch vorsichtig optimistisch, aber so ein paar Zweifel machten sich im Kopf schon breit.

An dieser Stelle kurz vor Idstein war es einfach nur Hitze pur.

Trails waren hier schon lange kein Thema mehr. Auf Waldautobahnen und Radwegen ging es immer weiter, wenig spektakulär, dafür (für mich) immer anstrengender. So wollte ich meine nächste Pause eigentlich in Idstein (Km 56) machen, musste mich aber bereits bei Kilometer 50 erneut kurz hinsetzen. Hier war mein Körper schon sehr aufgeheizt und trotz der Tatsache, dass ich alles an Essen in mich hineinstopfte, was ich hatte und quasi pausenlos trank konnte ich das nicht mehr wirklich in den Griff bekommen. Noch 30km vor mir. Puh.

Ist das der Sender auf der Hohen Wurzel? Wenn ja, da muss ich auch noch hin.

Endlich in Idstein angekommen wurde erstmal die Total-Tankstelle am Ortseingang geplündert. Weitere 1,5 Liter Flüssigkeit + einiges zu essen wanderten in meinen Rucksack bzw. direkt in den Körper.

Nette Innenstadt von Idstein.

Es ging durch Idstein hindurch und kurz dachte ich .. hach, hier ist das Ziel.

Fast. 🙂

Ab hier hatte ich eigentlich so mit 2:45 Stunden geplant, aber es sollte einfach alles nur komplett anders kommen. Die Sonne packte jetzt einfach alles aus, was sie hatte. Bis Dasbach ging es auf einem Radweg weitestgehend schattig weiter. Dort trifft man auch auf die Streuobstroute Nassauer Land.

Streuobstroute Nassauer Land. Klingt interessant, die Website ist aber herrlich nichtssagend bzw. zwecks Routenplanung nicht wirklich hilfreich.

In Dasbach dann das obligatorische „Hallo (Katja) Dasbach“-Foto gemacht und dann über die Felder weiter nach oben angestiegen.

Hier hätte ich auch gut und gerne aufhören können. Aber was muss, das muss.

Hier merkte ich dann das erste Mal, dass ich meine Körpertemperatur bis zum Ende des Laufs nicht mehr in den Griff bekommen würde. Mein Kopf war zu heiß, Kühlung hatte keinen Effekt mehr.

Also: Alarmglocken an! So ein Sonnenstich ist ja nichts, mit dem man scherzen sollte.

Ich reduzierte mein Tempo, versuchte weiterhin die sonnigen Passagen möglichst schnell (bergauf gehend) zu absolvieren und mich in den schattigen Bereichen möglichst lange aufzuhalten, zu erholen. Klappte alles so mittelgut bis auf die Reduzierung der Geschwindigkeit.

Wenngleich langsam, kam ich dem Ziel dennoch näher. Zumindest was die Kilometer angeht.

Von diesem Standort aus waren es noch rund 11 oder 12 Kilometer bis auf den Gipfel. Es sollten die schlimmsten Kilometer der letzten Jahre werden.

So nah und doch so weit entfernt.

Dass die letzten zehn Kilometer hart werden würden war mir klar. Ich habe auch echt wenig Probleme mit Anstiegen, sie machen mir Spaß. Aber das ist natürlich etwas komplett anderes, wenn der Körper dir sagt „ey du, einfach nur nein!“.

Für die zehn Kilometer vom Heftricher Moor aus habe ich stolze 2,5 Stunden gebraucht. Für 10km. Zweieinhalb Stunden. Unglaublich eigentlich. Ich habe relativ früh gemerkt, dass das in die Richtung gehen würde und es tat sich noch ein weiteres Problem auf. Ich hatte fast kein Wasser und auch keine Gels oder Riegel mehr.

Und es galt ja immer noch: Alarmglocken an! Ich habe dann kurz durchgespielt, was daran schlimm wäre jetzt einfach aufzuhören. DNF .. so what? Ich hab dann zum Glück noch ein Dextro Energen in meiner Hosentasche gefunden. Astrein! Die Gedanken waren dann erstmal wieder weg.

Ich kämpfte mich also Schritt für Schritt weiter nach oben. Langsam, aber stetig. In Glashütten angekommen .. die Rettung. Ein Getränkehandel. Wie so ein Zombie da reingetorkelt, nochmal einen Liter besorgt und dann den letzten Rest in Angriff genommen.

Etwas oberhalb des Friedhofs in Glashütten hat mich dann eine Wanderin angesprochen. Ich war schon an dem Pärchen vorbei, als ich nur hörte „boah, du bist aber auch schon länger unterwegs, oder?“

Ich muss richtig scheiße ausgesehen haben. „Ja, ich komme aus dem Lahntal, aus Nassau“ .. haben sie nicht kapiert, hatte aber auch keine Kraft, Lust, Zeit es zu erklären. „Ja, ich bin lang unterwegs“. 🙂

Die letzten Anstiege waren dann nur noch das i-Tüpfelchen. Junge, Junge. Alleine wären die überhaupt kein Thema gewesen. Genau mein Ding, aber mein Körper war an dieser Stelle komplett ausgelaugt. Einfach leer.

Das Bild gibt genau null wieder wie steil das war. Kurz: es war steil!

Ich habe bislang erst einmal so hart kämpfen müssen (Sonnenstich-DNF beim Trail Römische Weinstraße) und wäre noch irgendwas in meinem Magen gewesen, ich hätte alles vollgekotzt. Aber was soll es. Mangels Sitzgelegenheiten irgendwie in so einen Busch reingehangen und dann auf das Handy geguckt. Routenplanung. Noch 350 Meter. 350 Meter .. und 89 Höhenmeter. Ich war kurz davor mich abholen zu lassen. DNF, scheiß drauf.

Hab dann meiner Frau geschrieben, dass ich mich erst wieder im Auto meines Vaters oben auf dem Gipfel hinsetzen werde. Und so war es dann auch. Die letzten Meter einfach da hochgestürmt, den Turm gesehen.

Nur noch zwei Höhenmeter bis zum Ziel.

Mein Vater wartete am Gipfelkreuz, jubelte mir zu. Stark. Er hat da so lange warten müssen, bis ich Zombie da hochgekrabbelt bin.

Dann die letzten zwei Meter zum Kreuz, Foto machen und dann einfach nur noch glücklich sein es geschafft zu haben.

Ich war so durch, dass ich am Ende sogar vergessen hab die Uhr zu stoppen. Deswegen ist der Weg zum Parkplatz auch noch mit drauf. 🙂

Fazit

Ein Lauf, der mich an meine Grenzen und über sie hinaus gebracht hat. Ich habe auf jeden Fall mehrere Erkenntnisse gesammelt, die ich jetzt erstmal durchdenken muss. Beim nächsten Mal werde ich wohl mal etwas anders machen. Trial and Error gehört auch dazu.

Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich diese Etappe jetzt hinter mir habe und auch stolz darauf, dass ich es geschafft habe (auch wenn ich mich ab und an mal verlaufen habe!).

Für die Strecke von der Burg Nassau bis zum Gipfelkreuz auf dem Großen Feldberg habe ich exakt 12:06 Stunden benötigt. Das hätte durchaus schneller sein können, aber die letzten Kilometer haben mich – wie beschrieben – einfach komplett ausgebremst. Aber es geht ja nicht um Schnelligkeit, sondern darum, dass man es schafft. Und das habe ich.

Insgesamt war ich etwas länger unterwegs, weil ich ja noch aus Nassau hoch zur Burg gelaufen bin.

Noch zwei Strecken sind offen. Ich freue mich drauf.

Hier noch mal der Link zur 7 Summits-Challenge.

Kategorien
Sport

Wolfsdelle mit Kriesenkopf und Kieselberg

Nach einer Woche Laufpause ging es heute mal kurz auf den Traumpfad Wolfsdelle und das dank des tollen Wetters sogar endlich mal in kurz/kurz. Ende Mai. Yay. 😉

Blick auf Rhens, Rhein und Marksburg im Hintergrund

Lockerer Lauf mit ein paar Fotopausen, aber die Laufpause habe ich dann doch gemerkt.

Gestartet bin ich nicht am Markplatz in Rhens, sondern am Königsstuhl. Die Strecke ist mehr oder weniger unspektakulär. Es geht gut hoch und runter und man kann sich da sicherlich auch gut kaputt machen, aber für mich war es heute kein Training, sondern nur ein Wiedereinstieg.

Der Anstieg zum Kriesenkopf hat es dann richtig in sich. Aber zumindest bekommt man durch die Streckenführung einen „Gipfel“ geschenkt.

Gleiches gilt dann auch für den Kieselberg. Vom Kriesenkopf geht es mehr oder weniger eben bzw. leicht ansteigend weiter in Richtung Start/Ziel und man kommt automatisch am Kieselberg vorbei. Nehm ich mit.

Von hier geht es dann eigentlich nur noch bergab. Durch einen Hohlweg, der der Wandertour den Namen gibt, geht es dann relativ steil bergab (aber alles ganz normal laufbar). Die Marksburg auf der anderen Seite erscheint ab und an im Blickfeld, einfach eine schöne Runde.

Auf dem Weg hinab nach Rhens, die Marksburg klein im Hintergrund

In Rhens angekommen geht es dann noch einmal steil hinauf zum Parkplatz und lockere gut 10km mit 365hm sind im Sack.