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Von Nassau auf den Großen Feldberg

Gestern war ich zum zweiten Mal im Rahmen der 7 Summits Of Nassauer Land unterwegs. Gestartet wurde wie üblich in Nassau an der Lahn und das Ziel war an diesem Tag der Große Feldberg.

80km von Nassau auf den Großen Feldberg. Details bei Strava.

Durch den abschließenden Anstieg hoch auf den Gipfel sicherlich die Königsetappe der Challenge.

Im Radsport nennt man das wohl Bergankunft. 🙂

Um etwas Zeit zu sparen bin ich dieses Mal nicht mit dem Zug, sondern mit dem Auto nach Nassau gefahren. Unten an der Lahn geparkt und dann locker hoch zur Burg Nassau gelaufen, dem Startpunkt jeder der vier Etappen.

Um 5:59 Uhr ging es oben an der Burg los, zunächst den gleichen Weg wieder hinab und dann aber nicht über die Lahn, sondern in Richtung Nassauer Berg.

Der Nassauer Berg von der Lahnbrücke in Nassau aus fotografiert.

Im Zickzack geht es also steil hoch auf den Berg. Die ersten Sonnenstrahlen brechen durch den Wald und ich bin froh, dass ich so früh gestartet bin. Mir ist jetzt schon klar, dass das ein warmer Tag werden wird.

War es 30min zuvor noch wirklich frisch, beginne ich schon langsam an zu schwitzen. Also die dünne Jacke weggepackt und das tolle Panorama von hier oben genossen. Ich habe keinen Zeitdruck.

Blick auf Nassau vom Gleitschirmstartplatz aus gesehen. Links die Burg Nassau.

Direkt unterhalb des Sendemastes ist ein Startplatz für Gleitschirmflieger. Oben angekommen geht es dann durch Felder. Die Sonne ist hier oben bereits aufgegangen, das Lahntal selbst liegt noch im Schatten. Es geht zunächst oben über den Bergrücken (hier nimmt man nebenbei noch den Berggipfel mit) und dann relativ steil und schottrig wieder bergab ins Tal, um auf dem asphaltierten Radweg in Richtung Kloster Arnstein zu laufen.

Dort angekommen beginnt ein etwa 13km langer, wirklich toller Streckenabschnitt entlang des Dörsbachs bis nach Katzenelnbogen.

Die Sonne lässt sich nur ab und an mal blicken, ansonsten läuft man wunderschön schattig über feinste Singletrails dem Bach folgend nach Süden. Die Strecke verläuft entgegengesetzt der Route des Ultramarathons Grauer Kopf. Den bin ich zwar noch nicht gelaufen, aber ich habe mich zur Rubberduck-Challenge angemeldet, so dass ich die Runde ab Holzhausen im Juni wohl noch ablaufen werde.

Kurz vor der Neubäckersmühle ist der Weg dann kurzzeitig von einem Baum versperrt. Das ist eigentlich kein Problem, da man gut durch ihn hindurch gehen kann, nur war ich abgelenkt und hatte Glück, dass ich nicht volle Kanne hinein gelaufen bin. Ups.

An der Mühle selbst dann knallhart verlaufen. Die Route falsch abgelesen und über das Privatgelände gelaufen. Erst als ich wieder unten war habe ich es gemerkt, also außen rum zurück zum Punkt, an dem ich die offizielle Strecke verlassen habe und dann auf gleichem Wege wieder zurück. Jeder Meter und Höhenmeter zählt. Kann man nichts machen. 🙂

Es gibt mehrere Sagen im Bezug auf die Entstehung des Namens des Jammertals.

Weiter geht es entlang des Bachs an immer mehr Mühlen vorbei. Wirklich klasse. Ausgeschildert ist der Weg als Dörsbach Mühlenwanderweg. Sicherlich auch bei heißen Temperaturen gut begehbar, wenngleich es sich nicht um einen Rundweg handelt.

Kurz hinter der Neuwagenmühle habe ich dann das zweite Mal ganz kurz verlaufen, da ich den Abzweig nicht gefunden habe. Also ein paar zusätzliche Meter und Höhenmeter den Fahrweg hinauf bis ich gemerkt habe, dass das nicht sein kann. Beim Weg hinab hat man den Abzweig dann gesehen.

Versteckte Abzweigung kurz nach der Neuwagenmühle.

Zunächst muss man etwas kraxeln, danach geht es wunderschön weiter am Bach entlang. Klasse.

Irgendwann spukt einen das Tal dann aus und kurz darauf ist Katzenelnbogen dann auch erreicht. Woher der Name Katzenelnbogen ursprünglich stammt ist übrigens noch nicht endgültig erforscht. Interessant.

Ab hier ändert sich im Prinzip alles. War ich bislang in Schutz des Dörsbachtals unterwegs komme ich jetzt erstmals auf freie Felder. Es ist noch früh am Vormittag, aber die Sonne brennt schon jetzt. Ich entscheide zwei Dinge:

  1. Versuche so schnell wie möglich die Passagen zu passieren, die keinen Schatten bieten.
  2. Mach mehr Pausen, als du eigentlich vor hattest.

Ich ahne schon, dass das heute ganz übel ausgehen kann. Meine Beine haben sich von Beginn an nicht so wirklich optimal angefühlt. Vielleicht die Vorbelastung vom Wochenende? Wer weiß. Egal.

Kurz nach Katzenelnbogen bei Kilometer 30 mache ich meine erste Pause und nehme mein zweites Frühstück zu mir. Natürlich habe ich mich auch bis dahin bereits verpflegt, aber es tut gut.

Nach kurzer Rast geht es weiter. Ich brauche etwas, um wieder in Schwung zu kommen, aber dann läuft es eigentlich wieder recht rund.

Die Sonne deutet jetzt schon an, was sie am frühen Nachmittag noch zu leisten im Stande sein wird. Mir wird immer heißer und meine Wasservorräte schwinden schneller als ich dachte.

Ganz hinten in der Bildmitte sieht man den Großen Feldberg. Noch 45km von hier aus.

In Kettenbach gibt es die Möglichkeit sich zu versorgen. Mehrere Discounter und ein Dönerladen sind im Angebot (beachtet, dass der Rewe, der bei Google Maps neben dem Lidl gelistet ist geschlossen hat und irgendwohin umgezogen ist). Ich hatte mir im Vorfeld bereits den Dönerladen (Havvana-Döner) herausgepickt. Dort kaufe ich mir 1,5 Liter Wasser und eine Cola. Ein großer Teil meiner ursprünglichen drei Liter Wasservorrat ist zu diesem Zeitpunkt bereits aufgebraucht gewesen.

Ich habe meinen Lauf wieder mit raceday.me getracked. Leider ist das Tracking bei dieser Pause abgebrochen und ich war nicht in der Lage es neu zu starten. Schade. Ansonsten ist die App nämlich wirklich klasse.

Aus Kettenbach heraus geht es natürlich erstmal wieder bergan und dann über die Felder vorbei am Flugplatz von Aarbergen-Michelbach.

Wenn ich die Bilder sehe, spüre ich die Sonne. Und so war es im Prinzip auch. Die Sonne brutzelte auf meinem Kopf.

Etwa die Hälfte der Strecke hatte ich an dieser Stelle absolviert, aber da ich wusste, was noch auf mich zukommt, war ich zwar noch vorsichtig optimistisch, aber so ein paar Zweifel machten sich im Kopf schon breit.

An dieser Stelle kurz vor Idstein war es einfach nur Hitze pur.

Trails waren hier schon lange kein Thema mehr. Auf Waldautobahnen und Radwegen ging es immer weiter, wenig spektakulär, dafür (für mich) immer anstrengender. So wollte ich meine nächste Pause eigentlich in Idstein (Km 56) machen, musste mich aber bereits bei Kilometer 50 erneut kurz hinsetzen. Hier war mein Körper schon sehr aufgeheizt und trotz der Tatsache, dass ich alles an Essen in mich hineinstopfte, was ich hatte und quasi pausenlos trank konnte ich das nicht mehr wirklich in den Griff bekommen. Noch 30km vor mir. Puh.

Ist das der Sender auf der Hohen Wurzel? Wenn ja, da muss ich auch noch hin.

Endlich in Idstein angekommen wurde erstmal die Total-Tankstelle am Ortseingang geplündert. Weitere 1,5 Liter Flüssigkeit + einiges zu essen wanderten in meinen Rucksack bzw. direkt in den Körper.

Nette Innenstadt von Idstein.

Es ging durch Idstein hindurch und kurz dachte ich .. hach, hier ist das Ziel.

Fast. 🙂

Ab hier hatte ich eigentlich so mit 2:45 Stunden geplant, aber es sollte einfach alles nur komplett anders kommen. Die Sonne packte jetzt einfach alles aus, was sie hatte. Bis Dasbach ging es auf einem Radweg weitestgehend schattig weiter. Dort trifft man auch auf die Streuobstroute Nassauer Land.

Streuobstroute Nassauer Land. Klingt interessant, die Website ist aber herrlich nichtssagend bzw. zwecks Routenplanung nicht wirklich hilfreich.

In Dasbach dann das obligatorische „Hallo (Katja) Dasbach“-Foto gemacht und dann über die Felder weiter nach oben angestiegen.

Hier hätte ich auch gut und gerne aufhören können. Aber was muss, das muss.

Hier merkte ich dann das erste Mal, dass ich meine Körpertemperatur bis zum Ende des Laufs nicht mehr in den Griff bekommen würde. Mein Kopf war zu heiß, Kühlung hatte keinen Effekt mehr.

Also: Alarmglocken an! So ein Sonnenstich ist ja nichts, mit dem man scherzen sollte.

Ich reduzierte mein Tempo, versuchte weiterhin die sonnigen Passagen möglichst schnell (bergauf gehend) zu absolvieren und mich in den schattigen Bereichen möglichst lange aufzuhalten, zu erholen. Klappte alles so mittelgut bis auf die Reduzierung der Geschwindigkeit.

Wenngleich langsam, kam ich dem Ziel dennoch näher. Zumindest was die Kilometer angeht.

Von diesem Standort aus waren es noch rund 11 oder 12 Kilometer bis auf den Gipfel. Es sollten die schlimmsten Kilometer der letzten Jahre werden.

So nah und doch so weit entfernt.

Dass die letzten zehn Kilometer hart werden würden war mir klar. Ich habe auch echt wenig Probleme mit Anstiegen, sie machen mir Spaß. Aber das ist natürlich etwas komplett anderes, wenn der Körper dir sagt „ey du, einfach nur nein!“.

Für die zehn Kilometer vom Heftricher Moor aus habe ich stolze 2,5 Stunden gebraucht. Für 10km. Zweieinhalb Stunden. Unglaublich eigentlich. Ich habe relativ früh gemerkt, dass das in die Richtung gehen würde und es tat sich noch ein weiteres Problem auf. Ich hatte fast kein Wasser und auch keine Gels oder Riegel mehr.

Und es galt ja immer noch: Alarmglocken an! Ich habe dann kurz durchgespielt, was daran schlimm wäre jetzt einfach aufzuhören. DNF .. so what? Ich hab dann zum Glück noch ein Dextro Energen in meiner Hosentasche gefunden. Astrein! Die Gedanken waren dann erstmal wieder weg.

Ich kämpfte mich also Schritt für Schritt weiter nach oben. Langsam, aber stetig. In Glashütten angekommen .. die Rettung. Ein Getränkehandel. Wie so ein Zombie da reingetorkelt, nochmal einen Liter besorgt und dann den letzten Rest in Angriff genommen.

Etwas oberhalb des Friedhofs in Glashütten hat mich dann eine Wanderin angesprochen. Ich war schon an dem Pärchen vorbei, als ich nur hörte „boah, du bist aber auch schon länger unterwegs, oder?“

Ich muss richtig scheiße ausgesehen haben. „Ja, ich komme aus dem Lahntal, aus Nassau“ .. haben sie nicht kapiert, hatte aber auch keine Kraft, Lust, Zeit es zu erklären. „Ja, ich bin lang unterwegs“. 🙂

Die letzten Anstiege waren dann nur noch das i-Tüpfelchen. Junge, Junge. Alleine wären die überhaupt kein Thema gewesen. Genau mein Ding, aber mein Körper war an dieser Stelle komplett ausgelaugt. Einfach leer.

Das Bild gibt genau null wieder wie steil das war. Kurz: es war steil!

Ich habe bislang erst einmal so hart kämpfen müssen (Sonnenstich-DNF beim Trail Römische Weinstraße) und wäre noch irgendwas in meinem Magen gewesen, ich hätte alles vollgekotzt. Aber was soll es. Mangels Sitzgelegenheiten irgendwie in so einen Busch reingehangen und dann auf das Handy geguckt. Routenplanung. Noch 350 Meter. 350 Meter .. und 89 Höhenmeter. Ich war kurz davor mich abholen zu lassen. DNF, scheiß drauf.

Hab dann meiner Frau geschrieben, dass ich mich erst wieder im Auto meines Vaters oben auf dem Gipfel hinsetzen werde. Und so war es dann auch. Die letzten Meter einfach da hochgestürmt, den Turm gesehen.

Nur noch zwei Höhenmeter bis zum Ziel.

Mein Vater wartete am Gipfelkreuz, jubelte mir zu. Stark. Er hat da so lange warten müssen, bis ich Zombie da hochgekrabbelt bin.

Dann die letzten zwei Meter zum Kreuz, Foto machen und dann einfach nur noch glücklich sein es geschafft zu haben.

Ich war so durch, dass ich am Ende sogar vergessen hab die Uhr zu stoppen. Deswegen ist der Weg zum Parkplatz auch noch mit drauf. 🙂

Fazit

Ein Lauf, der mich an meine Grenzen und über sie hinaus gebracht hat. Ich habe auf jeden Fall mehrere Erkenntnisse gesammelt, die ich jetzt erstmal durchdenken muss. Beim nächsten Mal werde ich wohl mal etwas anders machen. Trial and Error gehört auch dazu.

Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich diese Etappe jetzt hinter mir habe und auch stolz darauf, dass ich es geschafft habe (auch wenn ich mich ab und an mal verlaufen habe!).

Für die Strecke von der Burg Nassau bis zum Gipfelkreuz auf dem Großen Feldberg habe ich exakt 12:06 Stunden benötigt. Das hätte durchaus schneller sein können, aber die letzten Kilometer haben mich – wie beschrieben – einfach komplett ausgebremst. Aber es geht ja nicht um Schnelligkeit, sondern darum, dass man es schafft. Und das habe ich.

Insgesamt war ich etwas länger unterwegs, weil ich ja noch aus Nassau hoch zur Burg gelaufen bin.

Noch zwei Strecken sind offen. Ich freue mich drauf.

Hier noch mal der Link zur 7 Summits-Challenge.

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Von Nassau nach Hartenfels

Im Rahmen der 7 Summits of Nassauer Land ging es gestern auf den ersten von vier Läufen dieser Challenge.

Von Nassau bis zur Burgruine in Hartenfels, Details zum Lauf bei Strava.

Los ging es um kurz vor 7 Uhr am Koblenzer Hauptbahnhof in Richtung Nassau. Dort angekommen versteckt sich die Burg in einem Nebelschleier.

Vom Bahnhof in Nassau aus ist die Burg Nassau nicht zu sehen.

Ich starte die Aufzeichnung meines Laufs bereits am Bahnhof, den Anstieg zum Start vor der Burg Nassau muss ich ja auch erst noch meistern bevor es mit dem eigentlichen Lauf los geht. Alle Strecken starten hier oben und so treffe ich gleich zwei Teilnehmer, die sich heute auf den Weg hinauf zur Fuchskaute machen. Ich laufe etwas vor ihnen los und werde sie nicht mehr treffen.

Hinauf zur Alarmstange

Die Burg wird derzeit saniert, so dass man derzeit vor verschlossenen Türen steht, aber das ist nur Nebensache. Um 8:03 Uhr starte ich meinen Weg hinauf in den Westerwald.

Zunächst einmal bergab und nach wenigen Metern bereits das erste Hindernis. Ein Baum ist über den Weg gefallen, so dass man direkt man den Track verlassen muss. Hilft ja nichts.

Unten in Nassau noch ein bisschen geknipst, das Wetter scheint wirklich super zu werden. Obwohl es recht kühl ist, merke ich schon, dass es eine sehr gute Idee war neben meiner dünnen Windjacke auch eine Weste mitzunehmen (ich wechselte Jacke gegen Weste bereits nach 8km). Das hat mir am Ende den Arsch gerettet, weil ich unter der Jacke zu stark geschwitzt hätte und den Verlust wahrscheinlich nicht hätte ausgleichen können.

Die Strecke hinauf nach Welschneudorf und weiter bis zum Köppel hatte ich vor einiger Zeit bereits mal angeschaut. Schön ist etwas anderes. Ich finde den Anstieg aber gar nicht so brutal, wie von Alex beschrieben. Klar, das sind teilweise richtige Rampen. Aber wenn man mit sinnvollem Stockeinsatz geht und Kräfte spart kann man doch relativ zügig unterwegs sein ohne sich komplett abzuschießen. Man darf einfach nicht zu viel wollen. Auf den ersten 10km gewinnst du nichts, kannst aber alles verlieren.

Der Weg ist teilweise echt richtig öde, hilft aber ja nichts. Die Waldautobahnen ziehen sich weiter hinauf und irgendwann sieht man den Köppelturm vor sich. Ein paar letzte Kehren und eine steile Rampe durch ein abgeholztes Waldstück und man erreicht den zweithöchsten Punkt des Tages.

Der Wald ist hier wirklich kaputt bzw. schon abgeholzt worden. Der Klimawandel ist an diesem Punkt des Westerwalds nicht nur sichtbar, er hat ihn auch schon für die nächsten Jahrzehnte grundlegend verändert. Der Westerwald hat hier seinen „Wald“ verloren. 🙁

Ich halte mich nicht lange auf und laufe weiter in Richtung Alarmstange.

Der Sender auf der Alarmstange. Der Berg ist mit 545m noch ein klein wenig höher als der Köppel.

Der markante Sender ist auch von Koblenz aus zu sehen und der Berg ist noch ein paar Meter höher als der Köppel und stellt somit den höchsten Punkt des Tages dar.

Nach Sayn und weiter zum Verpflegungspunkt

Zunächst geht es mäßig steil über Waldautobahnen hinab. Vorbei an endlosen Reihen von Baumstämmen, die zum Abtransport gelagert werden. Teilweise wirklich erschreckend.

Holz, Holz, Holz. In diesem Gebiet gab es überall diese Ansichten.

Südlich von Höhr-Grenzhausen trifft man dann auf den Limesweg. Der folgende Abschnitt ist teilweise wirklich nett, ein paar Trails sind auch zu finden. Es geht zunächst noch etwas bergab, dann aber in einer Gegensteigung nochmals hinauf zur A48. Unter der Autobahn entlang und dann weiter in Richtung Bendorf-Sayn.

Am Limesturm trifft man auf den Rheinsteig. Der Weg wird, bis man in Sayn ankommt, etwas netter zu laufen. In Serpentinen ins Brexbachtal hinab und auf der anderen Seite wieder empor.

Oben angekommen gibt es den Blick ins Neuwieder Becken über Sayn hinweg. Von hier geht es dann direkt hinab in den Ort.

Dort hat man, je nachdem, wann man da ist, auch die Option in einem kleinen Dorfladen die Vorräte aufzustocken. Der Laden wird aber nur noch im Jahr 2021 existieren. Die Besitzerin sagte mir, dass nach 50 Jahren für sie Schluss sei. Es gibt einfach nicht mehr ausreichend viele Kunden. Tja, schade. Für eine Cola, zwei Hanuta und ein Snickers habe ich 2,60 Euro (ohne Trinkgeld) gezahlt. Mehr als fair.

Am Schloss Sayn vorbei geht es in den Schlosspark, am Schmetterlingspark vorbei und nachdem die Strecke den Rheinsteig kurz verlassen hat trifft man hier wieder auf das vertraute Zeichen. Es geht wieder hinauf. Der Rheinsteig ist aber wirklich nur ein kurzer Begleiter. Es geht weiter, teilweise steil bergan in Richtung Isenburg.

An zwei alten Limestürmen vorbei geht es durch den Wald und dann in wenigen Serpentinen hinab zur Kirchenruine Hausenborn.

Blick in die Ruine der Wallfahrtskirche Hausenborn.

Hier trifft man auch auf die Wällertour Iserbachschleife, der man für die nächsten rund zehn Kilometer folgt. Zunächst geht es auf einem steilen Trail bergab nach Isenburg, dort dann aber direkt wieder steil bergauf zur Kirche. Die Ruine der Isenburg lässt man links liegen. Bilder von Kirchen und Burg habe ich in einem Tourenbericht einer Radfahrt aus der letzten Woche veröffentlicht.

In Isenburg hatte ich am Freitag mein Auto abgestellt, um mir nach 45km einen Versorgungspunkt zu ermöglichen. 15min Pause habe ich mir gegönnt, die Trinkblase und Flaschen neu aufgefüllt, ein paar Süßigkeiten gegessen und die Beine versucht etwas zu lockern, aber dann ging es weiter, musste es weiter gehen. Noch 35km bis nach Hartenfels.

Über den Derbacher Kopf nach Dierdorf

Ich hatte am Tag zuvor vergessen Energieriegel zu kaufen, da ich meinte noch ausreichend viele auf Vorrat zu haben. Dem war nicht so und so hatte ich leider nicht genug Kohlenhydrate mit dabei. Nach rund 50km merkte ich das erstmals. Ein Loch war es noch nicht (das kam erst 5km später, als es leicht anfing zu nieseln), aber ich wusste, dass ich mit den Kräften und den restlichen Vorräten vorsichtig umgehen musste, um nicht am Ende komplett einzubrechen.

Also machte ich mich kontrolliert auf von Isenburg in Richtung Dernbacher Kopf. Wie gesagt geht es zunächst auf der Iserbachschleife an der Thalhauser Mühle vorbei bis nach Rüscheid. Dort verlässt man die Wällertour und biegt nach rechts ab und steigt hinauf auf den Dernbacher Kopf. Hier sieht es genauso aus wie auf dem Köppel: kahl. 🙁

Am Gipfel der Dernbacher Kopfs ist der Wald verschwunden.

Wie auf dem Bild zu sehen hatte sich der Himmel mittlerweile zugezogen, es war windig und ab und an gab es auch mal ein wenig Nieselregen.

Von hier aus ging es dann zuerst hinab nach Dernbach, dort am Ortseingang auf den Trimm-Dich-Pfad eingebogen und gekonnt keine Übung gemacht. 🙂

Hier war ich mir dann nicht ganz sicher, welchen Weg ich nehmen musste/sollte. Zwei parallel verlaufende Wege, einer am Waldrand, einer im Wald. Ich habe es aufgeteilt, mal so, mal so. Ich denke, dass das in Ordnung geht, da sie am Ende wieder zusammengelaufen sind.

Am südlichen Rand von Dierdorf angekommen entschloss ich mich gegen einen Besuch beim dortigen Aldi. Ich hätte zwar etwas zu essen gebrauchen können, gleichzeitig hatte ich aber nicht so wirklich Appetit. Außerdem wollte ich nicht im schlimmsten Fall 20min damit verbringen im Aldi an der Kasse zu stehen. Also ging es einfach weiter. Noch 20km bis Hartenfels und die sollten es in sich haben.

Auf Asphalt und durch Dörfer nach Hartenfels

Hier endete der für mich schöne Teil des Laufs und es begann die Zeit des asphaltierten Radwegs. Warum? Als Veranstalter hat man am Ende alle Trümpfe in der Hand, wenn man einen Lauf sinngemäß mit der Frage „Willst du leiden?“ bewirbt und man dann mit „ja“ antwortet. Ich erwarte auch keine Rechtfertigung, aber die letzten 20km waren einfach der letzte Rotz. 😀

Das mag zum Teil auch der Tatsache geschuldet sein, dass ich in ein körperliches Loch gefallen bin, aber asphaltierter Radweg ist auch einfach ein Synonym für „uncool“. Egal, ich hab zugesagt, also muss ich die Suppe jetzt auch auslöffeln.

Zuerst ging es wellig bis nach Wienau. Dort angekommen im Ort steil nach oben zum dortigen Flughafen. Von hier aus hat man einen tollen Blick hinüber zu Köppel und Alarmstange. Da war man ja vor vielen Stunden schon.

Blick auf Köppelturm (links) und den Sender auf der Alarmstange (rechts) über Wienau hinweg.

Für mich war es eine Mischung aus Motivation und Demotivation.

  • „Krass, da war ich eben schon.“
  • „Oah, das ist so nah und dafür hab ich so lange gebraucht?“

Aber man ist ja auch alles andere als den direkten Weg gelaufen.

Nach Wienau wechselt der Untergrund bis zum Ende zwischen Asphalt und Waldautobahn. Zuerst gelangt man nach Epgert und dann geht es zum Waldsee nahe Maroth. Eigentlich ganz nett, aber hier ist es doch schon recht windig und ich habe Glück, dass mir der Wind in den Rücken weht.

Auf dem Weg zum Waldsee bei Maroth.

Die Zeit der großen Anstiege ist im Prinzip vorbei. Ab und an gibt es nochmal eine kleine Rampe, zumeist auch in Ortschaften bzw. auf Asphalt, so dass man die Stöcke nur bedingt sinnvoll einsetzen kann.

Mittlerweile kämpfe ich gegen den Hungerast. Die letzten Vorräte sind im Prinzip aufgebraucht, ein bisschen Schokolade habe ich noch, aber ich traue mich nicht sie zu essen. In dem Zustand kann das in alle Richtungen führen und da man quasi ständig in Ortschaften ist, ist eine Flucht in die Büsche nicht immer möglich. Also entscheide ich mich mich durchzubeißen.

Ich passiere Freirachdorf und Herschbach im unteren Westerwald und es sind nur noch 4km bis ins Ziel. Die Zeit rast gefühlt. Ich laufe seit Längerem keinen Kilometer mehr durch, aber das ist mir egal. Ich bin froh, dass ich gleich im Ziel bin und als ich aus dem Waldstück zwischen Herschbach und Hartenfels herauskomme sehe ich zum ersten Mal den imposanten Turm der Burgruine. Ich habe es geschafft .. gleich. 😉

Die letzten Meter gehe ich und genieße einfach die Tatsache, dass es gleich vorbei ist. Mein Vater, der mich im Nachgang wieder nach Isenburg fahren wird (Dauer 25min .. haha) erwartet mich und winkt mir zu.

In einer Zeit, in der es keine Zuschauer gibt, ist so eine einzelne Person, die sich vor Ort mit einem über das Erreichen des Ziel freut einfach super viel wert. Und wenn es dann noch ein Familienmitglied ist natürlich doppelt so viel.

Den Burgberg erklimme ich dann noch alleine, das ist noch mal richtig steil, aber am Ende auch kein wirkliches Problem mehr. Oben angekommen wird die Uhr um 18:13 Uhr abgedrückt und ich genieße noch für eine Minute den Ausblick von einer Ruhebank.

Lange kann ich hier nicht sitzen. Es ist merklich kühl geworden und der Wind pfeift über den Burgberg. Außerdem will ich auch keine Zeit mehr verlieren. Es reicht für heute.

Fazit

Der erste von vier Läufen ist erfolgreich absolviert. Ich bin noch nie eine so lange Strecke einfach nur mit meinem Rucksack gelaufen. Am Ende musste ich schon stark kämpfen, aber das ist glaube ich dann auch normal.

Zufrieden und stolz auf dem Burgberg in Hartenfels.

Der Lauf bei Strava enthält ja neben der eigentliche Strecke auch noch den Weg vom Bahnhof in Nassau hoch zur Burg Nassau. Wenn man das abrechnet habe ich für die Strecke von der Burg Nassau bis zur Burg Hartenfels 10:10 Stunden benötigt.

Insgesamt war ich 10:31h unterwegs. Das sind die Bruttozeiten.

Das Rennen habe ich übrigens mittels raceday.me live getracked (leider etwas zu spät auf Start geklickt). Das hat gut geklappt.

Am Tag danach geht es mir gut, ich fühle mich gerüstet für die kommenden Strecken, wenngleich ich da doch noch etwas mehr trainieren will, bevor ich vor allem die harten Strecken im Taunus angehe. 😉