Ich habe eine Laufveranstaltung organisiert. Einfach mal gemacht. Ich habe Leute eingeladen und dann sind wir ein bisschen durch die Gegend gelaufen.
Das stimmt. Es war alles in allem ein unfassbar guter Tag, wir hatten wahnsinniges Glück mit dem Wetter und ich bin froh, dass ich die Strecke so zusammen gestellt habe, wie ich sie zusammen gestellt habe.
Am Ende bin ich absolut zufrieden, habe sehr viele Erkenntnisse gewonnen und erhoffe mir in den nächsten Tagen noch mehr Feedback, wenn die noch mehr Laufberichte eintrudeln. Die ersten Texte in den sozialen Medien zzgl. zu all den Gesprächen, die ich im Ziel geführt habe sagen mir aber: ich habe einen guten Lauf auf die Beine gestellt und die Teilnehmer:innen hatten Spaß.
Ich bin erleichtert, aber auch stolz.
In der Folge will ich euch ein bisschen davon erzählen, wie es mir ergangen ist.
Meine Frau hat es im Nachgang sehr gut zusammengefasst
Benni, du kannst gut planen, aber nicht gut organisieren.
Von der Idee bis zur Ausschreibung
Ich bin im Jahr 2020 alle Straßen in Koblenz abgelaufen und nicht nur die, sondern auch den überwiegenden Großteil aller Feldwege drumherum. Ganz abgesehen davon erkunde ich leidenschaftlich gerne jeden Winkel in den Wäldern hier rund um Koblenz, so dass es für mich recht schnell klar war, dass ich auch nochmal im „Koblenz ist Lava“-Format einmal komplett um die Stadt herum laufen wollte. (rund um Neuwied bin ich schon gelaufen)
Der Gedanke verflog zunächst einmal wieder, aber irgendwann im Herbst 2021 dachte ich mir so .. eigentlich ist das doch auch eine super Veranstaltung. „Um eine Stadt herum laufen“. Ist nichts Neues, ich selbst bin ja auch kürzlich erst um Köln herum gelaufen.
Aber in Koblenz gibt es aus mir unerklärlichen Gründen einfach überhaupt keine Laufwettbewerbe. Der TV Urbar hat einen harten Trailrun im Angebot, aber dann wird es auch schon mau.
Also einfach mal eine Ausschreibung geschrieben und dann erst nicht getraut auf „veröffentlichen“ zu klicken. Und dann .. einfach doch. Wums.
Ein paar Leute bei Facebook markiert, ein paar anderen Nachrichten geschickt, kurz bei Twitter was geschrieben und zum Schluss noch bei Facebook in so einer Ultralaufgruppe einen kurzen Werbebeitrag geschrieben.
Nach 5 Tagen war alles erledigt. Liste „offiziell voll“, hab dann am Ende trotzdem jeden, der mitlaufen wollte, eingeladen.
Fazit 1
Die Leute haben Bock! Es braucht nur passende Angebote!
Es wird ernst. Hilfe, Strecke, Einkauf
Helfer:innen
Die Ausschreibung ging um den Jahreswechsel live. Corona-Hauptzeit. Omikron hat die Welt im Griff. Es galten Kontatbeschränkungen und ich wollte nicht der Grund sein, warum sich Leute infizieren. Also alles für einen Lauf mit Stargruppen vorbereitet und extra wenig Werbung gemacht und wenige potentielle Helfer:innen angesprochen, um die Anzahl der Menschen zu minimieren.
Wenn das Wetter gut ist, ist das mit Personen, die helfen wollen, kein Problem. Am Ende müssen die Leute aber auch Spaß haben, es muss ihnen etwas geben sich da stundenlang hinzusetzen. Das ist die Herausforderung, die glaube ich dieses Mal ganz gut gemeistert wurde.
Fazit 2:
Binde deine Helfer:innen von Beginn an mehr ein. Mach sie nicht nur Handlungserfüllern, sondern übertrage ihnen auch eine gewissen Verantwortung für ihren Bereich.
Das entlastet dich und bindet sie besser ein.
Das ist vielleicht die wichtigste Erkenntnis.
Wäre mein Corona-Test am Samstag positiv gewesen, wäre es zur Katastrophe gekommen. Ich hätte niemanden gehabt, der an meiner Stelle die Veranstaltung hätte leiten können. Ein Bus-Faktor von 1 ist immer ganz schlecht.
Streckenfindung
Die Strecke hatte ich im Groben geplant, kannte 95% der Passagen sowieso schon. In der Detailplanung bin ich alles noch x-Mal abgelaufen oder mit dem Rad abgefahren. Immer mit der Frage im Kopf „wie kann ich die Stadt eigentlich noch besser in Szene setzen?“.
Denn das war mein Ziel. Ich wollte Koblenz präsentieren. Ich liebe Koblenz und wollte das allen Läufer:innen auch vermitteln.
Das Streckenscouting wurde durch Hochwasser, Sturm- und Hagelschäden und die Tatsache, dass ich irgendwie Toiletten und Duschen organisieren wollte, erschwert und immer mal wieder umgeworfen. Am Ende bin ich zufrieden, wenngleich die Strecke ggf. 300 Meter zu wenig hatte. Die lade ich auf die nächste Ausgabe oben drauf. 😛
Zur Markierung der Strecke gehe ich weiter unten noch etwas ins Detail.
Einkauf
In Sachen Einkauf hatte ich null Plan. Ich habe mich daran orientiert, was ich so als Teilnehmer an Verpflegungsständen gefunden habe und hatte dann einen Tipp von Guido als Richtschnur befolgt.
Frage dich: „“Was würde ich mir wünschen, wenn ich Teilnehmer wäre?“
Ich habe das in meinem Kopf noch etwas abgewandelt zu
Versuche alles so „perfekt“ wie möglich zu machen. Dann hast du sehr gute Chancen den allergrößten Teil mehr als ausreichend gut abgedeckt zu haben.
Ich habe also Zeug eingekauft. Am Ende weiß ich, dass ich weniger Wasser mit Sprudel brauche, aber auch von nichts zu wenig hatte. Vier Teilnehmer:innen hatten im Vorfeld nach bestimmten Dingen an den Verpflegungspunkten gefragt. Habe ich dann einfach besorgt. Fertig. Der Dank war groß, ich fand es selbstverständlich. Alle waren zufrieden.
Fazit 3:
Biete den Teilnehmern im Voraus die Möglichkeit dir zu sagen, was sie gerne hätten. Besorge es. Das steigert die Stimmung!
Biete außerdem vegane Alternativen an und gestalte die Verpflegungspunkte so, dass Läufer eine ernsthafte Auswahl haben.
Die Verpflegungspunkte waren bei Kilometer 15 und 30. Das hatte logistische Gründe. Die 20km am Schluss waren natürlich lang, aber sie gingen auch weitestgehend bergab. Bin gespannt auf das Feedback, was ich noch bekomme (siehe unten).
An dieser Stelle noch ein Satz zum Thema „Medaillen“. Ich war einfach viel zu spät dran. Ich hatte dann eine super kreative Vorlage, aber das konnte man dann nicht so einfach umsetzen und dann war die Zeit einfach zu knapp und ich habe wirklich schweren Herzens darauf verzichtet. 🙁
Fazit 4:
Wenn ihr richtig coole Medaillen vergeben wollt, dann kümmert euch mit Vorlauf darum.
Behaltet euch ggf. auch die Möglichkeit offen Medaillen nur bei „Bestellung“ auszugeben. Nicht alle haben Bedarf.
Streckenmarkierung
Der Horror!
Ich kannte die Strecke zu 100% auswendig. Hätte sie sicherlich nachts ohne Lampe laufen können. Und dann wollte ich mit Sprühkreide markieren und es hat einfach nicht mehr aufgehört zu stürmen, hageln, regnen. Also blieb mir nichts anderes übrig, als am Samstag vor der Veranstaltung früh morgens auf das Rad zu steigen und zu sprühen, sprühen, sprühen.
Die per Rennrad unzugänglichen Passagen dann noch zu Fuß abgelaufen und so kamen dann am Samstag rund 60 Kilometer zusammen (ich musste ja immer wieder zurück zum Auto bzw. Umwege fahren, weil das Rennrad bestimmte Stellen nicht passieren konnte).
Am Sonntag war ich noch nicht komplett fertig, so dass ich während der letztliche Sieger schon am VP 2 war, sechs Kilometer von ihm entfernt gerade den letzten Pfeil versprühte. Stress pur! 🙂
Fazit 5:
Lass dir bei der Markierung der Strecke helfen. Es macht total Sinn, dass nicht nur du die Strecke im Detail kennst.
Gerade an den Verpflegungspunkten sollten alle Helfer wissen, wie es von dort aus weiter geht.
Das geht in die gleiche Richtung wie Fazit 2. Es ist mir aber wichtig das hier nochmal explizit herauszustreichen.
Nicht weniger wichtig und am Ende nervig …
Fazit 6:
Kontrolliere den Track und vor allem … sichere ab, dass die Markierung exakt dem Track folgt!
Leider hatte ich an drei Stellen den Track nicht gut genug kontrolliert bzw. aus dem Kopf markiert und eine veraltete Streckenführung im Kopf gehabt. Absolut vermeidbar.
Feedback
Ich werden den Teilnehmer:innen im Nachgang noch eine E-Mail schicken, in der ich eine ganz kurze Stimmungsabfrage mache, mit der Option konstruktive Kritik zu üben.
Denn ich möchte lernen. Ich will wissen, was gut, aber vor allem was nicht so gut war. Ich will bei den nächsten Läufen (bin optimistisch, dass es nicht nur Wiederholungen des Schängelland-Ultras geben wird, sondern auch weitere Veranstaltungen) auf konstruktive Kritik reagieren können .. einfach besser werden.
Hier habe ich jetzt noch kein Fazit. Kommt aber hoffentlich noch.
Zum Schluss …
… kann ich nur noch mal wiederholen.
Für mich war es ein perfekter Tag. 🙂
Es waren wirklich sehr, sehr, sehr erfahren Ultra-/Marathonläufer vor Ort, Leute mit einer dreistelligen Anzahl von Läufen über die ganze Welt verteilt, und haben mir im Ziel bereits mit strahlendem Gesicht gesagt, dass es ein schöner Tag war.
Boah, Gänsehaut. Könnt ihr euch nicht vorstellen. Das ist wie so ein Ritterschlag. Ich war so aufgeregt und als dann der Sebastian Fetick (wohnhaft nur wenige Hundert Meter von Start/Ziel entfernt) als Sieger Ziel kam und einfach das erste was er sinngemäß sagt ist .. „ja, war einfach super“.
Ja ok. Danke. Innerlich hab ich gestrahlt, äußerlich auch, da einfach den ganzen Tag keine einzige Wolke am Himmel war. 😀
Für mich war es großartig, dass rund ein Dutzend Teilnehmer:innen aus Koblenz kamen. Viele sind dazu mit Koblenz verbunden gewesen. Sei es durch den ehemaligen Wohnort oder den der Eltern, sei es durch die Bundeswehr oder einfach, weil sie in der Nähe wohnen.
Und wenn selbst Koblenzer zu dir sagen „boah, da war ich noch nie, sensationelle Streckenpassage“ dann geht mir das Herz auf.
Ich habe alles geschafft, was ich an diesem Sonntag schaffen wollte.
Es war anstrengend, sehr anstrengend, aber ich bin richtig richtig richtig stolz auf das Erreichte und ich verspreche, dass diese Veranstaltung nicht das letzte Mal ausgetragen wurde.
Ganz am Ende noch ein riesiges Danke schön an André K. aus G. Ohne den BSC Güls wäre es nicht so möglich gewesen, wie ich es mir vorgestellt habe. DANKE!