Kategorien
Gesellschaft

In Gedenken an den 9.November 1938

Heute jährt sie sich mal wieder: die Reichsprogromnacht.

In der Nacht vom 9. auf den 10.November 1938 brannten in Deutschland Synagogen und jüdische Geschäfte.

Am 10.November starteten die Deportationen, in deren Folge Millionen Menschen einfach weil sie „anders“ waren umgebracht wurden.

Juden, Sinti und Roma, Behinderte, „Asoziale“ und am Ende doch irgendwie jeder, der dem Naziregime nicht in den Kram passte.

Eine menschliche Katastrophe nahm ungestört ihren Lauf, an die wir uns jedes Jahr wieder erinnern sollten, nein müssen!

„Aber das ist lange her und jetzt ist es ja auch mal gut.“

Mir schwillt die Halsschlagader an, wenn ich so etwas höre oder lese. Nein, es ist nicht mal gut. Gar nichts ist gut!

Das ist passiert und wir sind weit, sehr weit davon entfernt, dass es niemals wieder passieren kann. Es passiert im Kleinen tagtäglich. Flüchtlingsheime werden angegriffen (7.11.2022), Menschen „anderer Hauptfarbe“ (was soll „anders“ eigentlich bedeuten?) oder Religion werden angefeindet, ihre Geschäfte angegriffen, auch ganz speziell Menschen jüdischen Glaubens sind regelmäßig Antisemitismus und auch Gewalt ausgesetzt.

Die Rechten erstarken immer weiter, sie töten auch nach dem Ende des NSU weiter, als wäre nichts gewesen.

In Russland, Großbritannien, den USA, Frankreich, in Osteuropa und nicht zuletzt in Italien erstarken die Rechten und Faschisten immer weiter. In Italien ist die Enkelin von Mussolini an der Macht. Was zur Hölle?

Und bei uns biedern sich die sogenannten Konservativen von der Union immer weiter nach rechts an, um zukünftige Wahlen zu gewinnen. Sprechen von der „Klima-RAF“ (wie tief kann man sinken?) und reiben sich generell an Klimaprotesten auf, statt dafür zu sorgen, dass endlich die Abhängigkeiten von Importen aus Schurkenstaaten reduziert werden. Die sogenannte „Mitte“ verschiebt sich immer weiter nach rechts. Und apropos Enkelin … Beatrix von Storch ist die Enkelin von Hitlers Reichsfinanzminister. Die sitzt im Deutschen Bundestag.

Deswegen: nein, wir sind weit, extrem weit davon entfernt behaupten zu können, dass es erstens nie wieder passieren wird und zweitens dass es jetzt mal „gut“ ist.

Und aus dem Grund ist es wichtig, dass man auch Zeichen setzt. Dass man sich als Antifaschist positioniert. Dafür muss man nicht antikapitalistisch durch die Gegend marodieren. Ich hab nur keinen Bock auf Nazis.

An dieser Stelle verlinke ich exemplarisch sehr gerne zwei Songs. Einfach so.

„Alle Hassen Nazis“, von Kafvka

(Refrain)
Das ist ja nicht mal links, was ich sag,
Wir sind ja nicht mal linksradikal,
Das ist einfach nur normal, alle hassen Nazis, alle hassen Nazis

Halt die Fresse, wenn du dich nicht von Nazis distanzierst
Mit ihnen marschieren gehst, als wäre nichts passiert
Halt die Fresse, wenn du meinst: „AfD ist schon okay“
Das ist ’ne Nazipartei, du weißt, was du da wählst

Halt die Fresse, wenn du heutzutage Deutschlandflagge hisst
Und so tust, als bedeute das nichts
Halt die Fresse, wenn du relativierst
Wegen Menschen wie dir hat das verfickte dritte Reich funktioniert

Teil des Songtextes von Kafvka „Alle hassen Nazis“

„Ganz klar gegen Nazis“, von Wizo

Ich bin ganz klar gegen Nazis ohne jede Diskussion
Es gibt für braune Scheiße keine Legitimation
Rechts ist keine Meinung, sondern hirnlos, dummer Müll
Keine Fußbreit den Faschisten, scheißegal, wie laut sie brüllen

Keine Toleranz für Nazis, keine Akzeptanz für Hass
Für Verharmlosung im Alltag und Beschönigung keinen Platz
Faschos gegenübertreten, jeden Tag und überall
Immer wieder Zeichen setzen, gegen rechts, auf jeden Fall

Ich bin ganz klar gegen Nazis und ich beziehe Position
Ich sage, Weg mit brauner Scheiße, ganz ohne jede Diskussion

Die ersten Strophen des Textes von „Ganz klar gegen Nazis“ von Wizo

Ja aber, das sind doch Linksextreme.

Kurzum: geh mir nicht auf den Sack!

Antifaschisten sind erstmal nur eins: Antifaschisten. Du kannst auch in der CDU und Antifaschist sein. Ist natürlich politisch dann teilweise etwas schwierig (vor allem je weiter du nach Osten bzw. im Fall der CSU nach Südosten kommst) aber ok. Theoretisch geht das.

Ich persönlich halte es auch für kontraproduktiv irgendwelche Autos zu demolieren, um gegen den Kapitalismus zu demonstrieren. Das Eine hat nur nichts mit dem Anderen zu tun. Das ist am Ende das, was – vor allem – private Medien erzählen, weil es Leute zu ihnen zieht, denen dann Schundwerbung angezeigt werden kann.

So, sorry. Das musste mal raus. Puh.

Stolpersteine

Ich habe meine heutige Mittagspause dazu genutzt hier in den umliegenden Straßen die Stolpersteine zu schrubben und an die verschleppten und getöteten Menschen zu erinnern.

Hier findet man eine Übersicht über die Koblenzer Stolpersteine.

Ich habe die folgenden Steine besucht, sauber gemacht und Rosen daneben gelegt.

Ella und Ellen-Ruth Löwenthal

Sally und Flora Hermann

Johanna, Leopold und Hannelore Hermann

Jakob, Clara, Renate und Siegfried Gottschalk

Alfred Schlochauer

Es fehlt noch der Stolperstein von Wilhelm Hübinger .. den habe ich vor der Hausnummer 33 in der Schenkendorfstraße eben einfach nicht gefunden und die Mittagspause war zu Ende. Gucke gleich noch mal. 😉

Nur ein kleines Zeichen an diesem schwarzen Tag der deutschen Geschichte. Aber vielleicht hält ja der ein oder andere durch die Blumen und Kerzen kurz inne und erinnert sich. Es wäre uns allen zu wünschen.

Habe ich mir nicht selbst ausgedacht, sondern die Idee hier geklaut.

An zwei Orten waren die Steine relativ sauber, aber das hier dürfte eher der Standard sein.

Auf jeden Fall eine tolle Idee. Habe gerne auf den Knien auf der Straße gehockt und geschrubbt.